Basler Wahlen: Atici wird Regierungsrat

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Jetzt hat er es also geschafft. Der ehemalige SP-Nationalrat Mustafa Atici übernimmt nach einem zweiten Wahlgang den Sitz von Beat Jans im Basler Regierungsrat. Damit wurde nicht nur ein bürgerlicher Sieg abgewendet, sondern zum ersten Mal überhaupt ein Mensch mit Migrationshintergrund in die Basler Exekutive gewählt. Aticis türkisch-kurdische Herkunft war im Wahlkampf immer wieder Thema, was seiner Wahl ein zusätzliches Gewicht verleiht. Parteipräsidentin Lisa Mathys sprach von einer «Entscheidung für Partizipation, Vielfalt und friedvolles Miteinander – in einer Zeit, in der die Welt extrem aus den Fugen ist».

Die Wahl markiert das Ende eines unterhaltsamen Wahlkampfs: Erst lancierten die Grünen in einem untypischen Anflug von Alleingang eine eigene Kandidatur und griffen damit die SP an. Die Bürgerlichen freute es: In der Uneinigkeit der Linken sah man eine Chance, sie in der Regierung zu überholen. Man schickte den Kandidaten Luca Urgese (FDP) ins Rennen, geschlossen unterstützt von FDP, LDP, Mitte und SVP.

Dass es für Urgese reichen würde, war noch immer unwahrscheinlich; die Möglichkeit stand aber durchaus im Raum – besonders nachdem der Kandidat der Grünen im ersten Wahlgang ausgeschieden war. Am Ende holte Urgese nur knapp 3000 Stimmen weniger als Atici; die Bürgerlichen waren zufrieden. Das hatte auch mit der parallel stattfindenden Wahl von Conradin Cramer (LDP) ins Präsidialdepartement zu tun – als erstem Bürgerlichem überhaupt.

Mustafa Atici wird das Erziehungsdepartement von Cramer übernehmen. Derzeit ist dieses Amt eine ungeliebte Herausforderung: Die «Basler Schulmisere», eine Mischung aus Lehrpersonenmangel, Bürokratiewirrnis und dem Sorgenkind integrative Schule, wütet durch die lokalen Zeitungen und verlangt nach pragmatischen Lösungsansätzen.

Für Atici kommt jetzt erst einmal ein kurzer Urlaub – er wolle seine Mutter in der Türkei besuchen. Kurz danach wird er bereits in den nächsten Wahlkampf starten müssen: Im Oktober stehen in Basel Gesamterneuerungswahlen an.