Verlagskrise: Crowdfunding für den Rotpunktverlag

Nr. 15 –

Eigentlich wollten sie 2026 den 50. Geburtstag feiern. Nun schlägt das Team des Rotpunktverlags (RPV) Alarm: Sie sind in finanzieller Not. Letzte Woche haben sie deshalb ein Crowdfunding gestartet – 100 000 Franken sollen innerhalb eines Monats zusammenkommen, um den kleinen linken Verlag zu retten.

Einen Namen hat sich der RPV nicht nur mit seinen sozial, ökologisch und politisch engagierten Sachbüchern gemacht – viele aus der Feder von WOZ-Autor:innen. Mit den von Jürg Frischknecht und Ursula Bauer lancierten Wanderlesebüchern hat der Verlag auch ein ganzes Genre erneuert. Nicht zuletzt hat der RPV die literarische Karriere namhafter Schweizer Autor:innen wie Ruth Schweikert oder Yael Inokai begründet, indem er ihre Erstlingswerke «Erdnüsse. Totschlagen» (1994) respektive «Storchenbiss» (2012) publizierte. Für ihr Nachfolgewerk «Mahlstrom» (2017) hat Inokai 2018 den Schweizer Literaturpreis erhalten. Der Rotpunktverlag wurde 2019 bereits zum zweiten Mal als Schweizer Verlag des Jahres ausgezeichnet.

Und jetzt also die Krise, verursacht in erster Linie durch steigende Produktionskosten von rund zwanzig Prozent für Papier, Strom und Logistik, abnehmende Umsätze und die Preiskonkurrenz mit dem deutschen Markt. Damit steht der RPV nicht allein, es sind strukturelle Probleme, mit denen viele Schweizer Buchverlage kämpfen. Die 7,5 Millionen Franken an Struktur- und Förderbeiträgen, mit denen der Bund 94 Verlage über die Periode von 2021 bis 2024 unterstützt, helfen zwar, reichen aber bei weitem nicht, wie der Schweizer Buchhandels- und Verlagsverband in einem Positionspapier vom Februar darlegt. Für manche Verlage deckt die jährliche Verlagsförderung nicht einmal den gesamten Währungsverlust, den der starke Franken verursacht. Ein weiterer Risikofaktor ist das im Buchhandel übliche System der Remissionen: Buchhandlungen können bestellte, aber nicht verkaufte Bücher einfach an den Verlag retournieren.

Den renommierten Comic- und Graphic-Novel-Verlag Edition Moderne traf die Krise bereits vor einem Jahr. Mit einem Crowdfunding, das die anvisierten 100 000 Franken in nur einer Woche sogar noch übertraf, konnte er den Kopf noch einmal aus der Schlinge ziehen. Bei Redaktionsschluss hat der RPV schon über die Hälfte geschafft.  

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