Kuba: Als Che und Fidel golften

Nr. 15 –

Die sozialistische Führungsriege Kubas entwickelte 1961 beim Sport das Projekt einer revolutionären Kunsthochschule in Havanna. Heute sind die spektakulären Bauten teilweise verwaist.

die Escuela Nacional de Arte in Havanna aus der Vogelperspektive
Nur in diesem Komplex ist derzeit wirklich Leben: Die Schule für modernen Tanz an der Escuela Nacional de Arte in Havanna.

März 2024, eine Kaltfront zieht über Havanna: Die Strassen sind leer, auf den verfallenden Art-déco-Gebäuden wuchern die Pilzflecken. Kaum eine Bemerkung ist in diesen Tagen so häufig zu hören wie der Vergleich Kubas mit der untergehenden «Titanic». Eine halbe Million Menschen, etwa fünf Prozent der Bevölkerung, haben die Insel seit Ende des Corona-Lockdowns im Herbst 2021 verlassen – meistens sind es gerade die jungen, gut ausgebildeten Fachkräfte, die gehen. In Grundschulen können die Kinder nicht mehr betreut werden, weil sich die Klassenlehrer:innen auf den Weg in die USA gemacht haben. Aber auch bei den einfachen Jobs fehlt das Personal. Auf den Strassen breiten sich Müllberge aus, weil die Stadtwerke immer seltener ihre Runde drehen. Im Fernsehen erklärt der Direktor des Betriebs, dass man mittlerweile Häftlinge einsetze, um die Müllentsorgung zu garantieren. Und die Leiterin der Provinzbehörde für Hygiene rechnet vor, dass ein Müllwerker durchschnittlich 3500 Pesos im Monat verdient, umgerechnet 12 Franken. Ein Kilo Bohnen kostet auf dem Markt 400 Pesos, der tägliche Arbeitsweg im voll besetzten Kollektivtaxi hin und zurück weitere 400 Pesos. Viele können mit ihrem Einkommen nicht einmal mehr den Transport bezahlen.

eine der zahlreichen Kuppelbauten der Kunstschule
Es gäbe viel zu restaurieren: Einer der zahlreichen Kuppelbauten der Kunstschule.

Doch nicht alles ist im Niedergang. Nachdem die Regierung 2021 die Gründung von Unternehmen mit bis zu hundert Beschäftigten erlaubt hat, floriert die Privatinitiative. Alejandro Peñalver hat mit Cuba Modela ein vielbeachtetes IT-Unternehmen gegründet, das begehrte Konsumartikel an die Haustür liefert und zum kubanischen Amazon werden möchte, Fanette Arteaga hat mehrere Cafeterias aufgebaut, die Kaffee nach italienischer Art anbieten.

Vor diesem Hintergrund befindet sich die Gesellschaft in einem eigentümlichen Zwischenzustand: Die unerbittliche Tauschlogik des Marktes ist rasant auf dem Vormarsch, die alte Solidaritätsdoktrin noch nicht ganz verschwunden. Das bekomme ich auch auf der Fahrt zur Escuela Nacional de Arte, der Nationalen Kunstschule, zu spüren. Eigentlich sollte die Fahrt, die über La Nave gebucht ist – ein IT-Start-up, das sich an Uber orientiert –, 1500 Pesos kosten. Aber weil ich auf dem Weg noch eine Tasche mit Medikamenten bei einem Verein abliefere, will mir der Fahrer den Fahrpreis erlassen. Das sei sein Beitrag zur Medikamentenspende, erklärt er und wünscht noch einen guten Tag.


Wenn Havanna der sinkenden «Titanic» gleicht, als was könnte man die Escuela Nacional de Arte bezeichnen? Als ein kleines, schon vor Jahrzehnten gesunkenes Schwesterschiff? Als Antizipation der kubanischen Tragödie? Sicher ist, dass die in den frühen sechziger Jahren entstandene Kunstschule als eines der wichtigsten Bauwerke des an grossartiger Architektur wahrlich nicht armen Havanna gilt. Der World Monuments Fund listet die Escuela unter den hundert wichtigsten gefährdeten Baudenkmälern weltweit.

Eigentlich würde man zum Betreten des Geländes eine Bewilligung benötigen, die sich nur mit einem Forschungsvisum oder einer Aufenthaltsgenehmigung, nicht aber als Tourist beantragen lässt. Doch weil der Haupteingang auf der Ostseite des Campus weit entfernt liegt, haben Student:innen, die eine Fakultät auf der Westseite besuchen, ein Stück rostigen Zaun beseitigt, sodass es möglich ist, sich auch ohne behördliche Erlaubnis umzusehen. Als Regelwerk hat die alte Ordnung noch Bestand, doch bei der Umsetzung ist das System längst nicht mehr so paranoid wie früher. Zumindest in dieser Hinsicht haben sich die Dinge zum Besseren entwickelt.

die grüne Umgebung der Escuela Nacional de Arte
In eleganten Kurven durch die Landschaft: Ein Wurm aus Klassenzimmern.

Das Erste, was auf dem Gelände ins Auge sticht, ist dann aber nicht die Architektur, sondern die üppige tropische Natur. Kuhreiher, die so heissen, weil sie mit Vorliebe auf Viehweiden jagen, stolzieren über die frisch gemähte Wiese. Ein Fluss rauscht, überraschend klar, durchs Gelände. Gigantische Benjaminbäume, in Europa nur als Zimmerpflanze bekannt, lassen aus fünfzehn Metern Höhe Luftwurzeln herabhängen, als wären es lange, dürre Finger.

Auch auf dem Campus ist die Massenemigration nicht zu übersehen. Die Kuppelbauten, in denen die Meisterklassen der Maler:innen und Bildhauer:innen untergebracht sind, scheinen verwaist, aus der Musikschule ertönt ein einsames, verstimmtes Klavier. Nur beim modernen Tanz geht es lebendiger zu: Aus einem offenen Unterrichtssaal schallen Kommandos herüber, zwei Mädchen liegen, Kopf an Bauch, vor der Tür in einem überdachten Gang und surfen mit ihren Handys im Internet.

Wie sie die Architektur fänden, frage ich, ich käme aus dem Ausland, das Bauprojekt sei weltberühmt. Falscher Einstieg: Achselzucken. Offensichtlich haben sich die Fünfzehnjährigen noch nie Gedanken über den Bau gemacht. Aber es sei schon etwas Besonderes für sie, auf der wichtigsten Tanzschule Kubas zu sein? Das natürlich schon, steigen die Mädchen vorsichtig in die Unterhaltung ein. Sie kämen aus dem ganzen Land, ein paar Mitschüler:innen lebten nach wie vor im Wohnheim auf dem Campus, obwohl der Zustand der Einrichtung nicht so toll sei. Als Tänzerinnen würden sie mit ihrer Ausbildung früh beginnen, die meisten mit vierzehn Jahren.

Das erklärt wohl, warum hier mehr los ist als auf dem Rest des Geländes. Die meisten Student:innen sind einfach zu jung, um bereits emigriert zu sein. Auch wenn die kubanische Gesellschaft mittlerweile als ähnlich überaltert gilt wie die europäische, präsentiert sie sich hier als Kinderrepublik. Die zierliche Tanzlehrerin ist kaum älter als ihre Schüler:innen. Die Kommandos sind laut, aber die Stimme klingt kindlich.


Kuba und die Escuela Nacional de Arte repräsentierten einst die Zukunft. 1961 wurde auf dem Gelände eines der berühmtesten Fotos der kubanischen Revolutionsgeschichte geschossen. Fidel Castro und Che Guevara hatten sich im Country Club zum Golfspielen verabredet. Es war ihre ganz persönliche Art und Weise, sich über die Dekadenz der Eliten lustig zu machen. An diesem Nachmittag kam den Revolutionsgranden die Idee, den Reichenklub in eine Experimentalbühne ihrer Bildungsrevolution zu verwandeln. Castro formulierte das Ziel, «die schönste Kunsthochschule der Welt zu errichten» – mit Fakultäten für bildende Kunst, Malerei, Musik, Ballett, Theater und Tanz. Mit dem Bau beauftragt wurde ein damals erst 35-jähriger kubanischer Künstler und Architekt namens Ricardo Porro, der Ende der fünfziger Jahre in Venezuela im Exil gelebt und dort mit Lateinamerikas wichtigstem Architekten, Carlos Raúl Villanueva, gearbeitet hatte. In Caracas war gerade erst der Bau der Universidad Central de Venezuela vollendet worden, ein Monument modernistischer Architektur, das soziale Funktionalität und moderne Formensprache miteinander verband, und Porro galt als Garant für einen nicht minder utopischen Entwurf.

Der Glaube an eine andere Zukunft setzte ungeheure Energie frei. Porro holte zwei junge italienische Kollegen an Bord, die er aus Venezuela kannte: Vittorio Garatti und Roberto Gottardi waren zwei junge Wilde, die sich als Kritiker des italienischen Razionalismo verstanden. Anders als der Nationalsozialismus in Deutschland, der von Hitlers Kunstgeschmack geprägt war und dem ornamentalen Kitsch frönte, hatten die italienischen Faschist:innen in den zwanziger und dreissiger Jahren nämlich einen Pakt mit der Architekturmoderne geschlossen. Vieles, was unter Benito Mussolini entstand, war vom deutschen Bauhaus gar nicht so weit entfernt. Wohl auch vor diesem Hintergrund sahen Garatti und Gottardi die Zukunft der Architektur nicht in schlichter Sachlichkeit.

Skulptur einer aufgeschnittenen Papaya im Innenhof
Die aufgeschnittene Papaya soll an eine Vulva denken lassen.

Auf jeden Fall unterschieden sich die Pläne, die Porro und seine italienischen Kollegen nach nur wenigen Wochen vorlegten, deutlich von den Arbeiten ihres venezolanischen Lehrers Villanueva und anderer Vertreter:innen der tropischen Moderne. Das Projekt in Havanna kam nicht geometrisch klar gegliedert daher, sondern rund, verwinkelt und verspielt. Terrakottafarbene Kuppelbauten und Gewölbegänge, ein sich durchs hügelige Gelände schlängelnder Wurm aus Klassenzimmern, künstliche Wasserfälle und sehr viel tropische Natur.

Aus heutiger Perspektive fühlt man sich als Betrachter ein wenig an Solarpunk erinnert, jenes Comic- und Literaturgenre, das aus Verdruss über die allgemeine Hoffnungslosigkeit ein sozial-ökologisches Zukunftsversprechen zu zeichnen versucht und sich in den vergangenen Jahren auch in einigen Bauprojekten niedergeschlagen hat: mit der Natur verwoben, rund, erdfarben. An manchen Stellen hat die Kunstschule von Havanna fast schon einen esoterischen Zug. «Ich habe eine Stadt mit engen Strassen und Plätzen entworfen», sollte Bauleiter Ricardo Porro bei einer Rede im Rückblick erklären und sich dann etwas vergaloppieren: «Aber ich wollte auch die rohere, sexuelle Seite Kubas zum Ausdruck bringen, die sich durch und durch religiös niederschlägt. Die Schule wurde zur Frau, sie ist ein Ort der Fruchtbarkeit.»

Allerdings hatte das Bauprojekt auch zutiefst sozialistische Züge. Weil Zement aufgrund des US-Embargos knapp war, besannen sich die Bauleiter auf einheimische Materialien. Um mit Ziegeln arbeiten zu können, griff man auf eine mittelalterliche Bautechnik aus Südeuropa zurück, die in Kuba weitgehend unbekannt war. Beim sogenannten Katalanischen Gewölbe werden wenige Zentimeter dicke Ziegel so miteinander verkantet und aufeinandergeschichtet, dass grosse, sich selbst tragende Kuppelbauten entstehen. Und auch der Arbeitsprozess folgte, glaubt man den Zeitzeug:innen, sozialistischen Prinzipien. Porro, Garatti und Gottardi arbeiteten nämlich nicht nur mit Bauarbeitern, sondern auch mit jungen Kunststudent:innen, die nach ihrem Unterricht Sand siebten und Ziegel schleppten. Die Baustelle muss etwas von einer Künstler:innenkommune gehabt haben, denn in Interviews schildern die Beteiligten ihre Zeit Anfang der sechziger Jahre auf der Escuela Nacional als eine Art sozialistisches Woodstock: «freie Liebe» und Kollektivarbeit.

einer der Säulengänge im Innenhof
Immer neue Perspektiven: Einer der Säulengänge.

Dieser unkontrollierbare Überschuss war vermutlich denn auch der Grund dafür, warum das Projekt bei der Revolutionsführung schon bald in Ungnade fiel. Nach der Schweinebucht-Invasion 1961 sah sich Kuba zu einem Bündnis mit Moskau gezwungen und begann, das sowjetische Modell kritiklos zu kopieren. Der Parteibürokratie, die nun der Ästhetik des Formalismus anhing und stalinistische Umgangsformen adaptierte, erschienen die Entwürfe der Escuela Nacional de Arte plötzlich als zu extravagant und die Sitten auf dem Campus als unmoralisch. Bei der Auseinandersetzung ging es um so banale Dinge wie die sexuellen Anspielungen in Porros Werk. Selbstverständlich habe er bei den Kuppelbauten an weibliche Brüste gedacht, erklärte der Bauleiter, selbstverständlich symbolisiere die aufgeschnittene Papaya, die er als liegende Statue für einen der Innenhöfe entworfen hatte, das weibliche Geschlecht. Es heisst, eine KP-Funktionärin habe schliesslich angeordnet, das Wasserspiel an der Statue abzustellen.

Es kam, wie es kommen musste: 1965 wurden die Arbeiten gestoppt, die drei unvollendeten Hochschulen – für Musik, Ballett und Theater – verwandelten sich in Bauruinen. Porro, empört über die Beschneidung der kulturellen und politischen Freiheiten auf Kuba, ging nach Frankreich ins Exil, wo er Sozialbausiedlungen errichtete und seinen Überzeugungen treu bleiben konnte. Der Italiener Gottardi hingegen blieb in Havanna, lehrte dort an der Hochschule und starb schliesslich 2017 in der Karibik. Am tragischsten ist jedoch die Geschichte Garattis, des Dritten im Bunde. Trotz des Affronts der Parteibürokratie blieb er der Revolution verbunden, entwarf den kubanischen Pavillon bei der Weltausstellung 1967 und arbeitete danach in der Stadtplanung. Doch weil er häufig Pläne nach Hause mitnahm, um weiterzuarbeiten, zog er im paranoiden Klima des Blockkonflikts das Misstrauen der Sicherheitsbehörden auf sich. 1974 wurde er verhaftet, drei Wochen festgehalten und schliesslich nach Italien ausgewiesen. Der revolutionären Utopie war endgültig der Zahn gezogen.

Doch Kuba wäre nicht Kuba, wenn es nicht eine weitere Kehrtwende gegeben hätte. Mitte der neunziger Jahre, nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion, begannen Teile der Staatsführung, ihren Fehler zu erkennen. Die drei Architekten wurden rehabilitiert, Porro zu Vorträgen nach Havanna eingeladen, und schliesslich gestand Fidel Castro höchstpersönlich in einer melancholischen Rede ein, dass die Entwürfe der Kunstschule wunderbar seien, man das Projekt nie hätte abbrechen dürfen. Nachdem die Bauruinen dreissig Jahre lang von Wohnungslosen als Unterkunft und von Liebespaaren als Treffpunkt genutzt worden waren, sollten sie nun unter Leitung des Staates vollendet werden. Doch dann kam die globale Finanz- und Wirtschaftskrise von 2008, und die Arbeiten wurden ein zweites Mal eingestellt.

Es fehlte an Geld.


Zurück in der Innenstadt. Auch wenn das Tempo auf Kuba nach wie vor gemächlicher ist als anderswo, ist zu spüren, dass auch hier der ökonomische Wettbewerb ausgebrochen ist. Rentner:innen, die von ihrer Pension nicht leben können, kramen in Mülleimern nach Lebensmitteln. Alle, die können, machen sich als Kleinunternehmer:innen selbstständig. 10 000 sogenannte Mipymes, Mikro-, Klein- und mittelgrosse Unternehmen, seien seit 2021 gegründet worden, erklärt der Ökonom Oscar Fernández, der lange Jahre Wirtschaftswissenschaften an der Universidad de La Habana unterrichtet hat. Diese neue wirtschaftliche Dynamik hält er für ausgesprochen ermutigend. «Ein Grossteil der Staatsunternehmen ist bankrott und überlebt nur noch dank der Subventionen. Das lässt das Haushaltsdefizit explodieren – auf mittlerweile achtzehn Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Ohne Marktreformen würde es unser Land in ein paar Jahren nicht mehr geben.»

Tatsächlich hat sich schon vor langer Zeit so etwas wie eine Gegenökonomie etabliert. Weil Gehalt und Lebensmittelzuteilungen zum Überleben nicht reichen, bedienen sich die Beschäftigten in den Staatsbetrieben selbst: Wer Käse produziert, lässt ihn mitgehen, um ihn unter der Hand zu verkaufen. Und ein Job bei den Stadtwerken ist vor allem deshalb interessant, weil es dort möglicherweise Ersatzteile gibt. Der Staat, der über alles die Kontrolle haben wollte, wird heute von seinen Bürger:innen ausgenommen, wo es geht.

eine Treppe zwischen Mauern der Theaterschule
Spiel von Licht und Schatten: Auch die Theaterschule ist am Verfallen.

Den meisten Kubaner:innen scheint der Markt die einzig denkbare Alternative. «Wir brauchen Konkurrenz», bekräftigt denn auch der Ökonom Fernández. «Es können durchaus auch Staatsunternehmen sein. Aber wir müssen den Markt wirken lassen. Gerade auch gegen die galoppierende Inflation.»

Die katastrophale Verarmung der kubanischen Staatsangestellten – auch Ärzt:innen verdienen weniger als zwanzig Franken im Monat – hat mit der Preisfreigabe und der Öffnung der Märkte zu tun. Weil Kuba zudem kaum noch etwas selbst produziert, verliert der einheimische Peso rasant an Wert. Wie die liberalen Kolleg:innen im Westen geht auch der sozialistisch ausgebildete Fernández davon aus, dass am Ende die Märkte jedoch funktionieren werden, und verweist auf den Preis des Dosenbiers. «Weil unterschiedliche Anbieter Bier aus der ganzen Welt importieren, sind die Preise zuletzt deutlich gefallen. Mittelfristig funktioniert die Konkurrenz also.»

Dass es neben Staatsmacht und Markt noch eine dritte Option geben könnte, nämlich gemeinwohlorientierte Strukturen, in denen Eigenverantwortlichkeit und Solidarität gefördert werden, spielt in der öffentlichen Auseinandersetzung hingegen kaum noch eine Rolle. Genossenschaften werden in Kuba heute faktisch benachteiligt, weil das angekündigte Gesetz zur Regelung des Genossenschaftsbetriebs bis heute nicht verabschiedet wurde. Und von den gemeinnützigen «Lokalen Entwicklungsprojekten», die die Regierung vor einem Jahrzehnt zu fördern begann, haben sich viele in normale Privatunternehmen verwandelt.

Im Westen Havannas steht sie noch, die Solarpunk-Utopie einer sich selbst errichtenden Künstler:innenkommune: prachtvoll, grün und verspielt. Eine grandiose, beim revolutionären Golfspiel entstandene Idee. Das Symbol einer ökologisch-egalitären Zukunft. Aber es ist, als würde die Sprache des Projekts nicht mehr verstanden.

Nicht mehr – oder noch nicht.

ein bröckelnder Kuppelbau
Die Zukunft von gestern: Ein bröckelnder Kuppelbau.