WOZ News

Nr. 13 –

Interpretierfreundliche

In einem von Hunderten von Medien wortgetreu übernommenen Nachruf auf den Pianisten Maurizio Pollini schrieb die Deutsche Presseagentur: «Auch wenn es dem einen oder anderen Kritiker mitunter an Ausdrucksstärke und Spannung mangelte, Pollini setzte immer wieder neue Akzente.» Das ist eben wahre Kunst – unbeirrt von in den Rängen hängenden Kritikern brillant Chopin-Etüden zum Besten geben, und vieles mehr. 

Rhythmisierte

Über einen Luzerner Schlagzeuger wiederum berichtet zentralplus.ch: «So habe eine Nachbarin, die unter ihm eingezogen sei, immer wieder mit dem Besenstil an die Decke geschlagen und die Polizei wegen angeblicher Ruhestörung gerufen.» Eine Reklamation, die wenigstens Stil hat; vorausgesetzt, sie hat dazu nicht die Besen des Schlagzeugers ent- und verwendet.

Spielverderbende

An dieser Stelle haben wir vergangene Woche von der via Trennprogramm generierten Bedeutungserweiterung des Namens Grasshoppers erzählt: «Gras-shoppers». Wir hoffen, das haben Sie in unserer Printausgabe gelesen, denn das Trennprogramm der WOZ-App wusste nichts Schlaueres, als die Trennung genau so zu übernehmen: «Gras-shoppers». Also hier ein Dementi, bevor es die Klubleitung macht: Die Fussballer:innen sind absolut clean, was Handel und Konsum angeht.

Nassforschende

«Die Bestimmung der exakten Neuschneemengen ist nicht trivial. Voraussichtlich fällt am Samstag an vielen Orten der Hauptanteil des Niederschlags als Regen.» So hiess es vergangene Woche im Wetterbericht auf srf.ch. Wunderbar: In Abwandlung der Redensart «Es gibt kein schlechtes Wetter, es gibt nur falsche Kleidung» meinen wir, es gibt keine exakte Prognose, es gibt nur treffend formulierte Befindlichkeiten.

Agrarwissenschaftliche

Von Marcel Dettling, «dem ältesten Sohn von vier Geschwistern», konnte man am Dienstag letzter Woche bei «Tages-Anzeiger» online lesen. Dass der Mann inzwischen zum SVP-Präsidenten gewählt wurde, weist nicht unbedingt auf eine neue Toleranz der Partei hin (auch dubios gezeugte Personen haben eine Chance), sondern darauf, dass der Erfolg stets viele Eltern hat.

Geschickte

«Mit der TV-Serie ‹Um Himmels Willen›, in der er als Bürgermeister von Kaltenthal gegen Nonnen antrat, gelang ihm ab 2002 ein regelrechter Knotenknüller», berichtete die «Thurgauer Zeitung» über den verstorbenen Schauspieler Fritz Wepper. Als Bootseigentümer waren Wepper natürlich nicht nur Pal- und Schotstek ein Begriff, sondern auch der Kreuzknoten, der häufig in Klöstern angewendet wird.

Langlebige

Selbstverständlich begegnen wir auch Verstorbenen immer mit dem gebotenen Takt. So leuchtete uns sofort ein, warum Hinterbliebene kürzlich in ihrer Traueranzeige festhielten: «Eine starke und aussergewöhnliche Frau ist heimgekehrt», denn mit Jahrgang 1043 erreichte die Heimgegangene ein hohes Alter. Wir hätten sie gerne kennengelernt.

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