Spitalwesen: Die wohltätige Hirslanden-Gruppe

Nr. 13 –

Wie die «NZZ am Sonntag» berichtete, hat die Stadtzürcher Gesundheitsvorsteherin Claudia Nielsen von der Hirslanden AG einen Brief erhalten. Darin bietet das Gesundheitsunternehmen an, das Management für die beiden defizitären Stadtspitäler Waid und Triemli zu übernehmen. Weder Nielsen noch der Spitalkonzern wollten der WOZ eine Kopie des Briefs zukommen lassen. Claude Kaufmann, ein Kommunikationsbeauftragter der Spitalgruppe, erklärt gegenüber der WOZ, dass das Schreiben auch an ausgewählte LokalpolitikerInnen geschickt wurde. Wie der Brief zur «NZZ am Sonntag» kam, kann er sich nicht erklären.

Laut «NZZ am Sonntag» findet die Hirslanden AG, sie könne Spitäler effizienter als die Stadt führen. Der Konzern gibt sich wohltätig. Es gehe darum, einen «Beitrag zur Sicherung der medizinischen Grundversorgung der Zürcher Bevölkerung zu leisten». Bislang allerdings leistet die private Spitalgruppe dazu einen eher bescheidenen Beitrag. Obwohl sie auf der kantonalen Spitalliste steht und dadurch finanzielle Beiträge vom Kanton erhält, beträgt der Anteil an Grundversicherten unter ihren PatientInnen nur 24 Prozent. Zum Vergleich: Im Triemli-Spital sind rund 80 Prozent aller Behandelten allgemein versichert.

Allein deshalb ist es zynisch, dass sich die Hirslanden AG anmasst, den Stadtspitälern Tipps zu erteilen. Die Spitäler Triemli und Waid sind vor allem deswegen defizitär, weil sie wichtige, betriebsökonomisch wenig lukrative Behandlungen ausführen. Ein Beispiel ist die Abteilung für Geriatrie. Diese ist zwar nicht rentabel, für viele ältere Menschen jedoch von existenzieller Bedeutung. Dass die Hirslanden AG ein Auge auf die Stadtspitäler geworfen hat, ist bekannt. Bei Budgetverhandlungen im Gemeinderat ist die Gesundheitsdirektion immer stärker unter Druck geraten. Vor kurzem gab sie bekannt, dass die beiden Spitäler aus Effizienzgründen miteinander fusionieren werden. Wie die künftige Leitung des Spitals aussehen wird, ist noch offen.

Hinter dem Brief steckt keine gemeinnützige Absicht, sondern eine politische Kampagne – mit dem Ziel, auch im öffentlichen Spitalwesen Einfluss zu erlangen.