Diesseits von Gut und Böse: Markanter Geschäftssinn

Nr. 18 –

Einem ist es gelungen, die Kunst, den zuverlässigen, ehrlichen, bescheidenen, fleissigen Schweizer Bünzli zu geben, virtuos in lukrative Höhen zu treiben: René Peter Baumann. Der einstige Bäckerlehrling aus Kölliken AG, der sich DJ Bobo nennt, gilt als einer der erfolgreichsten Musiker der Schweiz. Das leuchtet zwar nicht unmittelbar ein, wenn man mit seinem Werk eher fremdelt, scheint aber zu stimmen.

«DJ Bobo ist das Sackmesser unter den Schweizer Musikern», nennt man das auf bluewin.ch, und in der WOZ meinte ein Mitglied der einstigen Jazzformation Rusconi schon vor zwölf Jahren zum Schweizer Musikschaffen: «Natürlich geht es nicht ohne Kulturförderung. Ausser DJ Bobo trägt sich in der Schweiz kaum etwas selbst.»

Er trägt sich immer noch, und laut «Blick» trägt er Familie, Villa, Indoor-Schwimmbad, private Badewiese und Zweitwohnsitz in Miami locker mit. Und weil der Bühnenkünstler die oben beschriebene Aura pflegt, nahm ihm bisher auch niemand seinen Reichtum übel. Doch das ändert sich gerade.

Baumann soll nämlich auch über einen gutschweizerischen Geschäftssinn verfügen, doch was ihm nun einstige Mitarbeiterinnen – Sängerinnen, Tänzerinnen – vorwerfen, geht weit darüber hinaus. Die Sängerin Emel Aykanat sagte der «Zeit»: «Das, was ich mit René Baumann erlebt habe, hatte eine beträchtliche kriminelle Energie.»

Wie verschiedene Medien berichten, liess Baumann in seinen frühen Jahren die (zum Teil sehr jungen) Musikerinnen auf unklare Dokumente ihre Unterschrift setzen, mit der sie seinem Management ihre Urheberrechte abtraten. Nicht bei allen endete das so gut wie bei Emel Aykanat, die Baumann mit einer Klage drohte und daraufhin «nachträglich Tantiemen in der Höhe eines sechsstelligen D-Mark-Betrags» erhielt.

Heute singt Bobos Ehefrau Nancy mit. So bleiben die Tantiemen in der Familie.